Robot & Frank (2012)

„The human brain, a lovely piece of hardware.“

In der nahen Zukunft: Seit der Scheidung von seiner Frau lebt der ehemalige Einbrecher Frank (Frank Langella) zurückgezogen in den Wäldern. Seine einzigen Kontakte zur Außenwelt bestehen aus dem wöchentlichen Besuch bei der Bibliothekarin Jennifer (Susan Sarandon), den unregelmäßigen Anrufen seiner Tochter Madison (Liv Tyler) und den kurzen Besuchen seines Sohnes Hunter (James Marsden). Hunter sorgt sich um die Gesundheit seines Vaters, der immer wieder Anzeichen von Demenz zeigt, und bringt ihm deshalb eines Tages einen Pflegeroboter (gesprochen von Peter Sarsgaard) als Geschenk mit. Zunächst ist Frank von seiner ungewollten Hilfe genervt, doch bald findet er heraus, dass der Roboter ein ungemeines Talent zum Schlösserknacken hat und er beschließt, zusammen mit dem Roboter, wieder auf Beutezug zu gehen.

Ok, wahrscheinlich denkt jetzt jeder, er weiß, was für einen Film er erwarten kann: Frank merkt, dass der Roboter eine Seele hat und die beiden werden beste Freunde. Richtig? Falsch!

In seinem Spielfilmdebüt weigert sich Regisseur Jake Schreier in irgendeine Hollywood Konvention zu verfallen. Das beginnt schon bei den Special Effects: Die Technik der nicht näher bezeichneten Zukunft wirkt nie als selbstzweckhafte Angeberei der Filmemacher, was ihre tollen CGI Computer alles können. Vielmehr sind es völlig logische Weiterentwicklungen unserer heutigen Technik. Der Roboter z.B. sieht aus und bewegt sich, wie die Industrieroboter unserer Zeit.

Zwar wirken Geschichte und Figuren auf den ersten Blick klischeehaft, aber das Drehbuch vermeidet auch hier wieder alle Stolperfallen eines typischen Hollywoodschinkens. So wird z.B. die für einen solchen Film fast unvermeidliche Frage (siehe Bicentennial Man oder A.I.), ob der Roboter über eine Seele verfügt, zwar angesprochen, aber auch ganz schnell geklärt. Genauso verzichtet der Film auf eine plakative Kritik an unserer post-modernen Welt. Vielmehr wird gezeigt, wie jemand wie Frank, der noch in einer analogen Welt aufgewachsen ist, im digitalen Zeitalter mal mehr, mal weniger gut zurecht kommt.

Generell zeichnet der Film sehr schöne Charakterporträts seiner Figuren, ohne über sie zu urteilen. Durch die klaren und dennoch vielschichtigen Dialoge wird der Zuschauer aufgefordert, sich mit dem was er sieht, auseinanderzusetzen und sich sein eigenes Bild zu formen.

Dass das so gut funktioniert, liegt vor allem an den meist guten bis sehr guten Schauspielern. Frank Langella trägt den ganzen Film auf seinen Schultern und bietet eine reduzierte, ungemein fesselnde Darstellung des dickköpfigen, alten Rauhbeins. James Marsden, der den meisten aus den X-Men Filmen, hinter dem großen Visor von Cyclops versteckt, bekannt sein dürfte, gelingt es, die undankbare Rolle des Sohnes authentisch darzustellen. Susan Sarandon ist sowieso großartig. Allein Liv Tyler wirkt als jugendliche, quirlige Tochter reichlich deplaziert. Obwohl sie sich redlich Mühe gibt, lenken ihre laute Performance und besonders ihre grotesk aufgepumpten Lippen viel zu sehr von der ansonsten ruhigen, bodenständigen Geschichte ab.

Robot & Frank ist ein feiner, leiser Film, der gar kein Interesse daran hat, sich die Ellbogen mit Blockbustern wie Hangover 3 oder Elysium zu stoßen. Allein, dass die größte Enthüllung des Films so rein gar nichts mit der Mensch-Roboter Thematik zu tun hat und dadurch umso überraschender und ergreifender wirkt, ist ein Indiz dafür.

-Markus

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